Künstler wider Willen

Artikel in der Rheinischen Post

Ich habe einen ganz tollen Zeitungsartikel von Klas Libuda in der Rheinischen Post erhalten. Den großen Artikel in der Printversion seht Ihr hier.

Den Online-Auszug habe ich Euch hier zur Verfügung gestellt.
Zum Artikel in der der RP Online:

Reiner Nobis ist eigentlich für die Werbung einer Supermarkt-Kette zuständig. Nach Feierabend spürt er ungewohnten Ansichten nach.

Ein Künstler möchte Reiner Nobis nicht sein. „So vermessen bin ich nicht“, sagt er. Da Vinci war ein Künstler, sagt er. Und Beuys, „der war Künstler in seiner ganzen Art“. Beuys habe für die und von der Kunst gelebt, sagt Nobis. Reiner Nobis lebt von Werbung für die Supermarkt-Kette Rewe. Und er macht jetzt Kunst.

Er ist bescheiden, dieser Künstler, der sich nie als einen solchen bezeichnen würde. „Natürlich ist es schön, das zu hören“, sagt er, aber manchmal sei es ihm auch peinlich. Nobis versteht sich als Beobachter, er hat seine Bilderserie „Points of View“ genannt, also Blickwinkel.

21 dieser farbenprächtigen Arbeiten hat er jetzt zusammengestellt. Sie zeigen menschenleere Orte. Aufgenommen hat er die nachkolorierten Fotografien auf der ganzen Welt, zwischen Kuba und Düsseldorf.

Nobis richtet den Blick auf Objekte, denen sonst kaum jemand Beachtung schenkt. „Ich möchte Unbewusstes in den Vordergrund rücken“, sagt er. Seine Kamera habe er immer dabei. Er fotografiert dann etwa Kritzeleien an Mauerwerk, die ihm zufällig ins Auge fallen. Manche Motive seien nicht größer als eine Briefmarke, sagt er. Später koloriert er die Fotografien am Computer nach, teilweise trägt er mehrere Schichten auf, wie in der Malerei. Die Farbspiele sollen Bildelemente in den Vordergrund rücken. Nobis lässt seine Motive großformatig auf Acrylglas drucken. Das gebe den Farben eine ungewöhnliche Brillanz, sagt er.

Seit vier Jahren erst arbeitet Nobis nun mit dieser Technik, im Grunde war das seine Rückkehr zur Kunst. Denn Reiner Nobis hat Kunst studiert, kurzzeitig sogar bei Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie. Das Metier aber hat er anschließend aus den Augen verloren. Obgleich Beuys bis heute bleibenden Eindruck auf ihn hinterlassen habe, sagt er.

„Ich wollte immer etwas Künstlerisches machen“, sagt Nobis, geworden ist er Werbekoordinator bei einem Supermarkt. Für die Kette plant der 62-Jährige Werbemaßnahmen und Veranstaltungen in NRW. Gelandet ist er dort nach dem Studium, als er in der Druckerei des Unternehmens anfing. Eine Verbindung zur Kunst gebe es nicht, sagt Nobis. „Die Bilder haben mit dem Beruf nichts zu tun.“

Er will aus seinen „Point of Views“ keinesfalls etwas Besonderes machen, sagt er. Er mag es einfach, auf die Pirsch nach neuen Motiven zu gehen und diese in Szene zu setzen. Wenn Betrachter seinen Blickwinkeln zusätzlich etwas abgewinnen könnten, sei das doch umso schöner.

Quelle: Rheinische Post